Standlied

Maria Porten
Standlied 2002/2003


Fassung für Vokalquartett SATB, Vc (2002)
Fassung für Altus, Blfl, Vc, Marimba (2003)
Text: Charles Darwin


Fassung für Vokalquartett SATB, Vc (2002)
Uraufführung am 30.8.2003
Zürich Wollishofen, Kirchgemeindehaus
mit Claudia Dieterle (S), Eva Nievergelt (A)
Javier Hagen (T), Norbert Günther (B)
Edit Hajdu-Irmay (Vc), Jürg Henneberger (Ltg)

Fassung für Altus, Blfl, Vc, Marimba (2003)
Uraufführung am 2.12.2004
Zürich, St. Jakob
mit Daniel Zellweger (A), Astrid Knöchlein (Blfl)
Moritz Müllenbach (Vc), Katsunobu Hiraki (Marimba)



Dauer

1m30



Werkkommentar

Der Text von Standlied stammt aus Darwins On the Origin of Species by Means of Natural Selections: "Wie unbestimmt sind die Wünsche und Anstrengungen des Menschen, wie knapp bemessen ist seine Zeit. Und wie armselig sind seine Erfolge im Vergleich zu denen, die die Natur im Verlauf ganzer geologischer Perioden hervorgebracht hat." Die Schildkröte gehört zu den ältesten Tieren auf der Erde und demonstriert allein durch ihre Existenz die riesigen Zeitabläufe der Evolution. Vielleicht gilt sie daher in der Mythologie als weises Tier, was soviel heißt wie: überlebenstüchtiges Tier. Pius Morger baut in der Fassung mit Elektronik einen am Geschehen unbeteiligten Inselsound auf, als selbstständigen Kontrapunkt zum Genießen, Kämpfen und Leiden der Tiere.

In der Mitte des 19. Jh. entwarf der Naturforscher Charles Darwin das Bild einer Welt, in der die Anschauung von der Unveränderlichkeit der Arten der Beobachtung eines differenzierten Selektionsmechanismus zu weichen hat, bei dem der Mensch, im Gegensatz zur Natur, nur eine armselige Rolle spielt, wie das Vokalquartett im Standlied mit zickigen Rhythmen kommentiert. Nur die weiten dreiklangsgebundenen Bögen des Violoncellos fordern dazu auf, das Schaffen der Natur in grossen Zeiträumen sehen zu lernen. Vielleicht bekommt dann Darwins bis heute heftig kritisierter Satz vom Überleben des Kräftigsten, Gesündesten und Glücklichsten (d.h. Glück Habenden) den von Darwin gemeinten tröstlichen Sinn. Bei der Altus-Arie zu Darwins Text darf daher die Flöte nicht überhört werden, die, meist zusammen mit der Perkussion, im Hintergrund eine weite Linie durch den gesamten Quintenzirkel spannt, während im Vordergrund der Altus im Dialog mit dem Violoncello wie in einem Arioso deklamiert.

Standlied stammt aus dem Musiktheater Galápagos p.e., das Maria Porten im Herbst 1997 nach einer Reise zu den Galápagos zu schreiben begann und das als kritischer Beitrag zur alarmierenden Situation der Weltökologie gemeint war. Es sollte mit Mitteln, die für dieses Thema sehr ungewöhnlich sind und daher eine spezielle Wirkung haben könnten, zum Nachdenken animieren. Wenn auch verschiedene Zoos Interesse signalisierten, als Ganzes konnte Galápagos p.e. bis dato nicht aufgeführt werden, weil die Realisation eines abendfüllenden Werkes große finanzielle Mittel verlangt. Darum entschloss sich die Autorin, einzelne Stücke in einer konzertanten Fassung freizugeben.


(M. Porten)



Partitur
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