lebelight

Maria Porten
lebelight, 2001/02


für Tenor, Blockflöte und Zuspielband
Text: Ivar Breitenmoser, aus: Zürich tanzt Bolero
Zuspielband: Javier Hagen/Maria Porten

1. das flugblatt (1m46)
2. nach-nach-bestellung I (1m03)
3. AUFGEPASST (1m28)
4. body/language (0m42)
5. der angler (2m31)
6. nach-nach-bestellung II (0m55)
7. an der bushaltestelle (1m26)
8. der telefonbeantworter (2m06)
9. nach-nach-bestellung III (1m31)


Dauer
13m


Uraufführung

8 JUN 2002
Zürich, Alte Kirche Wollishofen
Livemitschnitt von Schweizer Radio DRS
Javier Hagen (Tenor), Astrid Knöchlein (Blockflöte)


Wichtige Aufführungen (konzertant)


Brig, Kellertheater, Festival Forum Wallis, 2006
Zürich, Theaterhaus Gessnerallee, Schweizerisches Tonkünstlerfest, 2007
Shanghai, 2nd Shanghai New Music Week, 2009
New York, The Tank, 2010
Zürich, Tonhalle, Konzertreihe Rezital, 2011
Saynshand, Wüste Gobi, Mongolei, Festival Roaring Hooves, 2012
Stuttgart, Schloss Solitude, 2013
Kairo, Cairo Contemporary Music Days, 2015
Mexico City, MUAC, FIMNME Foro Internacional de Musica Nueva Manuel Enriquez, 2018

alle Aufführungen mit
UMS 'n JIP - Ulrike Mayer-Spohn (Blockflöte), Javier Hagen (Stimme)


Wichtige Aufführungen (szenisch)

Avignon, Theatre Gilgamesh, Festival d'Avignon, 2009 (ONE)
Avignon, Theatre Notre Dame, Festival d'Avignon, 2013 (EINER)
Palma de Mallorca, Festival ME_MMIX, 2013
(EINER)
Valencia, Projecte Rafel, 2014 (EINER)
Tokyo, Kunitachi College of Music, 2014
(EINER)
Buenos Aires, CETC Teatro Colon, 2015 (EINER, Neuinszenierung: Pablo Maritano)
Riga, Festival deciBels, 2015
(EINER)
Cordoba (Arg), CePIA UNC, 2018
(EINER)

alle Aufführungen mit
UMS 'n JIP - Ulrike Mayer-Spohn (Blockflöte), Javier Hagen (Stimme)




CD-Einspielungen


Maria Porten - Es war einst ein Paradies
VDE Gallo CD 1252
UMS 'n JIP
Ulrike Mayer-Spohn (Blockflöte)
Javier Hagen (Stimme)



Maria Porten - Frauen-Zauber-Frauen
MDS Production
UMS 'n JIP
Ulrike Mayer-Spohn (Blockflöte)
Javier Hagen (Stimme)





Werkkommentar

lebelight ist ein Zyklus für Stimme, Flöten und Tonband zu Gedichten des Plakatkünstlers Ivar Breitenmoser. Ich habe die von mir ausgewählten Breitenmoser-Gedichte unter dem Fantasietitel lebelight zusammengefasst. Dabei spielte das Gedicht "nach-nach-bestellung" eine zentrale Rolle. Wir hätten es gerne leicht im Leben: ein bisschen "Sinn, ein paar fantasien, smalltalk"; und all das "wie immer". Das Zauberwort, das uns eine schlaue Industrie dazu offeriert, heisst "light", leicht, fettfrei, körperlose Schlankheit. Aber auf einmal ändert sich etwas: "es dunkelt nämlich ein"; "light" heisst ja auch "Licht", Licht und leicht. Das Spielen mit der Doppelbedeutung eines Wortes ist sehr typisch in diesen Gedichten. Und was tun die "Leichtgewichtigen", wenn es nur noch "einen Schimmer Licht" gibt? Eintauchen. Ja und? Nichts weiter. Breitenmosers Gedichte fangen immer ganz harmlos an, mit einer Bierbestellung zum Beispiel, und dann gibt es einen seltsamen Knick. "Es dämmert" einem etwas. Was? Eine Einsicht? Oder tun wir einen Blick ins Absurde? Gibt es ein Gelächter? Oder albern wir nur etwas gescheit herum? Musikalisch stehen variierte Elemente neben ganz atonalen Passagen. Von den beiden Interpreten wird unkonventionelle gestalterischen Virtuosität verlangt, um bizarre Hektik, hintergründige Ironie und auch tieftraurige Enttäuschung zum Ausdruck zu bringen.

"nach-nach-bestellung" ist dreimal vertont: zuerst dominiert die Stimme, die Flöte koloriert durch einige leichte Einwürfe. Nach dem Gedicht "AUFGEPASST" mit der Empfehlung, sein Herz lieber für sich zu behalten, singt der Tenor in Version II nur seltsame Silben und die Flöte übernimmt die Gesangspartie der ersten Version. Eine sprachlich-konkrete Information erhält man nicht. Vielleicht erinnert man sich an früher Gesagtes. In Version III (dem letzten Lied des Zyklus), sind Sänger und Flöte langsam und karg geworden.

Das "flugblatt": Billig ist alles, Billigpapier. Wenn wir uns an den Mönch mit seinem dicken Buch erinnern, klingt alles so schön und ruhig, aber wollen wir zurück? Wir haben es doch in unserer Eile so flott, rasant und rhythmisch.

"body/language": irre Sprünge, irres Tempo - that´s it.

"Der Angler" möchte so gerne einen Schatz, die Flöte improvisiert ihm ein paar Möglichkeiten, aber nichts geht auf dem Hintergrund einer viel zu langsamen Samba aus dem Ghettoblaster.

"AUFGEPASST": eigentlich möchte man sein Herz ja gerne verlieren, aber bei dieser nervösen Chromatik und dem Fixiertsein auf kleine Tonfiguren?

An der "bushaltestelle" ruhig dastehen können. Der Tenor versucht es; aber die Flöte tigert und wippt.

"der telefonbeantworter": Mit der Pfeife und dem Tubaken (Haschen) ist es möglich, etwas zur Ruhe zu kommen. Nur so?

Die Wahl der Blockflöte als einziges Begleitinstrument mag erstaunen: es gibt keinen Boden, keinen regelmässigen Puls. Die etwas kühle brillante Spielweise erinnert an die Zeit des Barock und weckt Erwartungen; schliesslich ist aber alles bizarr, und - eben bodenlos. Musikalisch stehen variierte Zitate und durch Wiederholung sich einprägende Tonfolgen neben atonalen Passagen: ein Spiel mit enttäuschter Erwartung.

Von Ulrike Mayer-Spohn und Javier Hagen (UMS 'n JIP) wurde und wird lebelight bei ihren Reisen in der ganzen Welt aufgeführt. lebelight ist auf Javier Hagens Stimme zugeschnitten. Das bedeutet, dass die Interpreten, auch die Flötistin, genügend Raum haben, um ihre eigenen Klangfantasien ins Spiel zu bringen. Mit der Stimme wird nicht nur schön gesungen, sondern vom Baritondunkel bis zur Soprankoloratur gehechelt, geseufzt und gepfiffen; geschrien, gelacht, gejammert und gehustet. Auch die Flötistin setzt in ihrem Instrument alle Lagen und alle erdenklichen Techniken ein. lebelight wurde in die Musiktheater ONE und EINER von UMS ´n JIP integriert und fand als solches in den Inszenierungen von Pablo Maritano, Gian Manuel Rau und UMS 'n JIP eine bemerkenswerte internationale Beachtung.






Partitur ZU ERGÄNZEN












1. das Flugblatt, UMS 'n JIP, VDE Gallo CD 1252



2. nach-nach-bestellung I, UMS 'n JIP, VDE Gallo CD 1252



3. AUFGEPASST, UMS 'n JIP, VDE Gallo CD 1252



4. body/language, UMS 'n JIP, VDE Gallo CD 1252



5. der Angler, UMS 'n JIP, VDE Gallo CD 1252



6. nach-nach-bestellung II, UMS 'n JIP, VDE Gallo CD 1252



7. an der bushaltestelle, UMS 'n JIP, VDE Gallo CD 1252



8. der telefonbeantworter, UMS 'n JIP, VDE Gallo CD 1252
 


9. nach-nach-bestellung III, UMS 'n JIP, VDE Gallo CD 1252



11/2015, live im CETC, Teatro Colon Buenos Aires, UMS 'n JIP



6/2019, live im Kunstraum Walcheturm Zürich, Konzert zum 80. Geburtstag von Maria Porten, UMS 'n JIP




Festival Roaring Hooves 2012, Wüste Gobi, Mongolei



lebelight in ONE
Avignon Festival 2009, Theatre Gilgamesh
 


lebelight in EINER (Regie: UMS 'n JIP)
Avignon Festival 2013, Theatre Notre Dame



lebelight in EINER (Regie: Gian Manuel Rau)
Imprimerie Basel, 2012











lebelight in EINER (Regie: Pablo Maritano)
CETC Centro de Experimentacion del Teatro Colon
Teatro Colon Buenos Aires, 2015



lebelight in EINER (Regie: UMS 'n JIP)
Gertrudes Ielas Teatris, Riga
Festival deciBels, 2015







lebelight in EINER (Regie: UMS 'n JIP)
Fondacion Joan Miro, Palma de Mallorca
Festival ME_MMIX, 2013



Maria Porten mit UMS 'n JIP
CD-Aufnahme von lebelight
im Studio des Schweizer Radios DRS in Zürich, 2008



Maria Porten mit UMS 'n JIP
lebelight anlässlich ihres 80. Geburtstags, Unternehmen Mitte Basel, 2019














  
Avignon Festival, Cairo Contemporary Music Days, Theater Stok Zürich


Encuentros Sonoros Sevilla, CETC Teatro Colon Buenos Aires


Music Village Mt. Pelion, Palma de Mallorca


Theater am Gleis Winterthur, Tonhalle Zürich, Tonhalle St. Gallen


Rostov na Donu, Sirga Flix, Alte Kirche Wollishofen


ASU Phoenix, Projecte Rafel Valencia


FIMNME Ciudad de Mexico

 

deciBels Riga













Kritik von lebelight
am Konzert zum 80. Geburtstag von Maria Porten in Zürich,
Schweizer Musikzeitung



Ankündigung von EINER (szen. Fassung von lebelight)
am CETC, Teatro Colon, Buenos Aires





Ankündigung der Uraufführung von lebelight
im Kulturflyer "Zeitgenössische Musik in Zürich"
der Kulturabteilung der Stadt Zürich




Kritik der Premiere von EINER
(szen. Fassung von lebelight) in Zürich
in der Schweizer Musikzeitung



Ankündigung der Premiere von EINER
(szen. Fassung von lebelight) in Brig
im Walliser Boten



Kritik des Konzertes in der Tonhalle Zürich (Rezital) vom 11.3.2010



Kritik der Aufführung von EINER, Theater STOK, 3.6.2012
Schweizer Musikzeitung